Wissen Sie, was ein „Influencer“ ist?
Im Gespräch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, denen ich in meiner Arbeit begegne, taucht dieser Begriff immer häufiger auf. Gemeint sind Menschen, die über die sozialen Medien ihre Meinung zu verschiedenen Dingen ausdrücken und damit Menschen beeinflussen (daher der Begriff, von engl.: to influence, beeinflussen).
Ich bin immer wieder erstaunt, wer da welche Ansichten mit welchen Auswirkungen verbreitet. Die Kleidung, die jemand auf einem Youtube – Video trägt, der Kochvorschlag, den ein anderer über Instagram postet, der Produktvorschlag bei Facebook: Bekannte Influencer haben großen Einfluss auf das Verhalten ihrer „Follower“. Diese kaufen die gezeigten Dinge, ahmen das Verhalten nach oder sind von Meinungen oder Herangehensweisen ihrer Idole begeistert. Tausende von Zuschauern folgen atemlos ihren Influencern und versuchen, deren Lebensweise zu imitieren.
Vielschichtige, unterschwellige Beeinflussung
Besonders erstaunt es mich, wie gezeigte Meinungen und Vorschläge relativ ungeprüft übernommen werden. Influencer schaffen es zum einen, mit gezielten Produktwerbungen ihre Zuschauer zum Kauf zu animieren, und geben zudem unterschwellig transportierte politische und private Standpunkte und Haltungen weiter. Manche von Ihnen gewinnen tausende von Zuschauern und der Erfolg scheint ihnen „Recht“ zu geben.
Das kann doch nicht sein!
Als kritisch denkender Mensch sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn beispielsweise ein kaum dem Teenageralter entwachsener Influencer in seiner Welt coole, jedoch menschenverachtende Sprüche vom Stapel lässt, während er das neueste Videospiel vorstellt. Wie schnell wird dabei Folter und massive Gewalt an Menschen als interessant oder sogar unterhaltsam beschrieben. Auch wenn es dabei um Spiele geht, vermittelt das doch unmerklich ein Menschenbild, das mich erschreckt.
Ich bin ebenso entsetzt, wenn eine durch ihre öffentliche Bedeutung zur Influencerin gewordene Schauspielerin ihren Kundinnen vormacht, dass Leben nur Bedeutung hat, wenn man diverse Schönheitsoperationen an sich vornehmen lässt. Die Sinnsetzung, die diese Dame transportiert, fällt in unserer Gesellschaft auf fruchtbaren Boden. Sie verdient eine Menge Geld mit ihrer Werbung und bringt damit Frauen (und Männer) unter den massiven Druck, bestimmte Schönheitsideale durch teure und ethisch hoch fragwürdige Operationen zu verfolgen.
Ich frage mich oft, wieso diese Menschen mit so offensichtlichen, grotesken Desinformationen so viel Erfolg haben!!! Wieso merkt denn keiner, dass viele dieser Menschen ihren Profit im Sinn haben und sich wenig Gedanken darüber machen, welche Auswirkungen ihre Posts und Clips auf die Menschen und ihr Leben haben!!!
Guter Hirte statt Influencer-Mietling
Im Gespräch mit Gott merke ich, wie ich sein Erbarmen über uns Menschen spüren kann. Ich erinnere mich daran, wie oft er in seinem Wort ausdrückt, dass er den großen Wunsch nach Orientierung wahrnimmt. Er weiß, wie verwirrend es für uns Menschen ist, uns in dieser komplexen Welt zurechtzufinden. Immer wieder verwendet er das Bild des guten Hirten, der die Schafe richtig weidet: ein guter Influencer.
Er möchte unser guter Influencer sein. Er möchte uns die nährenden Weiden zeigen und uns gut über steinige und dunkle Gefilde leiten.
UND er ruft sich auch weitere Hirten in seinen Dienst. Die Lösung ist nicht, dass sich jedes Schaf gut selbst hütet (wobei auch die individuelle Mündigkeit ein großes Thema der biblischen Schriften ist), sondern er ruft verantwortliche und reife Hirten in den Dienst.
Diese guten Hirten haben nicht das Ziel, möglichst viel Eigenprofit zu machen oder mit den meisten Followern aufwarten zu können. Gott ruft seine Influencer sehr zur Sorgfalt auf.
Die Herausforderung: Ein guter, Gott verantwortlicher Hirte sein
Für mich ist es nicht die Frage, ob es „Influencer“ geben sollte oder nicht – die gab es schon immer. Vielmehr ist die Frage, wer sich herausfordern lässt, ein guter und Gott verantwortlicher Hirte zu sein, der Menschen hinweist auf die wirklichen Quellen im Leben.
Katrin Kroll
Hinweis: Ein guter “Influencer” für uns und andere, die nach einem christlichen Ansatz für Psychologie und Therapie gesucht haben, war Eric Johnson (USA) mit seinem Artikel “Christ, the Lord of Psychology” (erschienen im Journal of Psychology and Theology, 1997, Vol. 25, No. 1, 11-27). 10 Jahre später, 2007, wurde dieser Artikel in den USA in einen Jubiläumssammelband mit besonders wichtigen, einflussreichen Artikeln aufgenommen: Psychology & Christianity Integration: Seminal Works that Shaped the Movement (CAPS Christian Assn. for Psychological Studies, Hrsg. Daryl H. Stevenson, Brian E. Eck, Peter C. Hill).
Hier können Sie diesen Artikel auf Englisch oder in deutscher Übersetzung lesen!