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Mäuse auf dem Dachboden… Oder: Ehe es für die Ehe zu spät ist.

Auch wenn der Alltag rasant läuft und wir meinen, dass keine extra Zeit bleibt: Die Mäuse auf dem Dachboden sollten wir nicht ignorieren!

Im Blog erzählt Annette Soldan, wie sie das sehr eindrücklich erlebt hat, und überlegt, wie sie aus diesen Erfahrungen für ihre Ehebeziehung Kapital schlagen möchte.

Keine Zeit?

Erst ein gelegentliches nächtliches Trapsen über unserer Schlafetage, dann ein paar seltsame durchlöcherte Kirschkerne, die auf dem Dachboden rumlagen und die ich gar nicht bemerken wollte – das hätte uns eigentlich stutzig werden lassen müssen.

Aber der Alltag war sehr gut gefüllt – keine Zeit! Wir wollten dem nicht gerne nachgehen und schoben es deshalb zur Seite.

Der Umschwung kam, als die Skistiefel ausgeliehen werden sollten: in einem fanden sich – oh Schreck – viele Mäuseköttel.

Die Hektik geht los!

Der ganze Dachboden musste auf den Kopf gestellt werden. In vielen Kisten fanden sich aufgeknackte Kirschkerne und andere, unangenehmere Hinterlassenschaften. Manches war zernagt und angefressen.
Vieles war glücklicherweise verschont worden und (noch) in Ordnung. Es war also höchste Zeit!

Geduld und Einsatz sind gefragt.

Mit etwas Geduld fingen wir in einer Lebendfalle nacheinander 5 süße Waldmäuse, die wir dann auch wieder im Wald ausgesetzt haben.

Es war wirklich nervig, alle Kisten zu öffnen, Stapel von Sachen beiseite zu räumen, Mäuseköttel aus den letzten Ritzen zu saugen, Sachen zu waschen, auszusortieren etc. Hätten wir nach dem ersten Trapsen schon eine Mausefalle aufgestellt, wäre uns viel erspart geblieben!

Warum nicht früher anfangen?

Das kenne ich nicht nur bei ungebetenen Gästen auf dem Dachboden. Je rasanter der Alltag, je höher die Anforderungen an den Einzelnen – desto größer ist die Gefahr, in einer Ehe nur noch eine Funktionsgemeinschaft zu bilden, um gemeinsam den Alltag zu bewältigen oder einfach durchzukommen. Die leisen Störgeräusche überhören wir leicht.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir rechtzeitig proaktiv Zeiten für uns zu zweit einplanen und in den Kalender eintragen, sonst ist es schwierig, diese zu finden, besonders – aber nicht nur – mit kleineren Kindern. Es sollten Zeiten sein, in denen wir wirklich füreinander Zeit haben, ohne Störung und Ablenkung von außen. In dieser Zeit können wir hören, wie es dem anderen geht. Missverständnisse und Verletzungen können angesprochen und wahrgenommen werden. Es kann Zeit sein, gemeinsam vor Gott zu kommen und wichtige Entscheidungen zusammen im Gebet zu treffen. Schöne Erlebnisse zu zweit stärken uns für den Alltag und geben unserer Liebe und Wertschätzung füreinander Nahrung.

Was ich noch von den Mäusen gelernt habe…

Mit meiner Mäuseerfahrung stehen mir gleich einige Ideen und Anregungen vor Augen, die einer guten Gemeinschaft in der Ehe förderlich sind.

  • Mit welchem Futter locken wir Mäuse an?

Auf unserem Dachboden hatten wir ein altes selbstgebasteltes Kirschkernsäckchen und ein Kuscheltier mit Dinkelfüllung, das als Wärmflasche dienen konnte. Beides wurde zum Futter für die Mäuse, auch wenn wir daran nie gedacht hätten.

Übertragen auf die Ehe stellt sich mir die Frage, ob es in meinem oder unserem Leben oder in unserer Lebensführung Dinge gibt, die das Potential haben, solche Mäuse in unserer Ehe anzuziehen oder sie dort zu ernähren.

Mit Sicherheit passiert das, wenn ich meinen Ehepartner, mich selbst oder unsere Ehe mit anderen vergleiche. Das sollten wir lieber sein lassen. Schon im 10. Gebot in 2. Mose 20 legt Gott uns das nahe: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Aber es kann auch etwas ganz Einfaches sein, wie ein Duschgel, dessen Geruch meinem Mann nicht gut gefällt, oder eine dumme Angewohnheit, die meinen Partner nervt und die ich eigentlich auch mal abstellen könnte. Jeder weiß selber für sich, was diese kleinen Punkte sind, die ihn am anderen nerven. Sie scheinen klein und unscheinbar, sind uns manchmal auch nur unterschwellig bewusst, können aber doch eine zernagende Kraft entwickeln. Und es hilft nur: ehrlich sein, es ernst nehmen, den anderen und auch mich selbst achten und darüber reden.

  • Über welche Mäuse können wir uns trotz aller Liebe nicht gemeinsam freuen?

Die Mäuse, die auf unserem Dachboden Unschönes hinterlassen und Wertvolles zerstört haben, waren sehr hübsch und sehr süß. Ein Teil von uns hätte sie am liebsten behalten, weil sie uns so gut gefielen.
Auch in meinem Leben mag es Hobbies, Beziehungen, Dinge geben, die mich reizen und anziehen, die aber vielleicht auch das Potential haben, meiner Ehe zu schaden und die ich nach passender Abwägung (auch schweren Herzens) lieber in den Wald bringen sollte. Es lohnt sich zumindest, mal darüber nachzudenken!

  • Wo müssen wir Schmutz aus der Vergangenheit aufräumen?

Die Hinterlassenschaften der Mäuse wegzuräumen war keine angenehme Arbeit.

Dinge in meinem Leben oder in meiner Ehe aufzuarbeiten, ins Licht und in die Vergebung zu bringen, ist auch anstrengend und oft schmerzhaft. Wenn wir es aber mit Gottes Hilfe tun und uns nicht davor drücken, dann entsteht genau dadurch eine ganz neue Tiefe und gegenseitige Wertschätzung in unserer Ehe, die uns tiefe Freude gibt, uns auf eine ganz besondere Weise verbindet und unsere Ehe auf ein festes Fundament stellt.

  • Welche Einschlupflöcher für Mäuse könnte es geben?

Auf unserem Dachboden war es uns wichtig, nachzuschauen, wo es Einschlupflöcher für die Mäuse geben könnte, und diese abzudichten.

Das größte Geschenk, das ich mir und meiner Umgebung machen kann, ist, dass ich Zeit mit Gott verbringe und mich von ihm annehmen, beschenken und lieben lasse. Wenn ich Liebe empfange und beschenkt bin, kann ich auch lieben und andere beschenken. Und ich muss nicht mehr alles von meinem Partner erwarten.

Weiß ich – aber klappt oft noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Doch ich bleibe dran, nehme mir Zeit dafür, lerne und mache gute Erfahrungen.

Mein Ziel: Nicht Perfektion, aber Achtsamkeit

Unsere Mäuse konnten wir nur nach und nach und mit Geduld fangen. Und auch jetzt ist unser Dachboden alles andere als perfekt und super aufgeräumt – vielleicht sogar noch ein bisschen unordentlicher als vorher. Aber das macht nichts, die Mäusefalle steht noch dort oben und wir passen besser auf als früher.

Auch unsere Ehe kann und wird nie perfekt sein. Das heißt aber nicht, dass wir die Dinge einfach laufen lassen und zusehen, wie die Mäuse unsere Kostbarkeiten und unser Wertvolles annagen.

Gott liebt uns, so wie wir sind, in aller Unperfektheit und sogar in unserer Sünde. In Jesus streckt er seine Hand nach uns aus, hilft uns und zeigt uns, wie Leben geht und wo wir es finden. Seine Hand zu nehmen und ihn um Hilfe zu bitten, dazu ist es nie zu spät.

In der diesjährigen Jahreslosung aus Johannes 6,37 ermutigt uns Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“.

Annette Soldan, Oktober 2022