Advent: Wie und auf was warten wir?
„Warten“ ist eines der Themen im Advent: Als Kind, dass es endlich Weihnachten wird, als Erwachsener vielleicht verbunden mit der Aussicht, dass der schöne Trubel irgendwann auch wieder vorbei sein wird. Und außerdem soll der Advent uns an das erinnern, was wir für die Ewigkeit erwarten dürfen. Endlich ein erlöstes Zusammensein!
Jesus erzählt im Matthäusevangelium (Kap. 20,1-16) ein interessantes Gleichnis, bei dem Menschen warten. Die Tagelöhner, die im Weinberg arbeiten wollen. Zunächst werden nur einige gebraucht, dann, nach einiger Zeit, noch welche, später noch mehr und gegen Abend, für die letzte Stunde, sogar nochmals einige. Das Überraschungsmoment ist natürlich, dass am Ende des Tages alle den gleichen Lohn erhalten, den für einen Tag Arbeit.
Und das ist Jesu Botschaft: Gott kann eben nicht mehr und nicht weniger geben als alles, als seine Gegenwart in seinem Reich. Ungerecht? Ich denke mir dazu: Was ist schöner, einen Tag zu arbeiten und zu wissen, dass ich bekomme, was ich brauche, oder Stunden zu warten, in denen ich nicht weiß, was werden soll?
Da will ich gerne arbeiten und dankbar sein, wo ich etwas tun kann, ohne neidische oder urteilende Blicke auf andere. Und wo es nötig ist mit Zuversicht warten, denn Gott ist treu, seine Zusage gilt.
Agnes May