Glaube, Psychologie, Leben

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Ist es leicht, ein Streichholz anzuzünden?

Ja, eigentlich schon!

Aber neulich hatte ich doch Probleme!

Es gab nur noch wenige neue Zündhölzer in der Schachtel – und nach drei vergeblichen Versuchen musste ich aufgeben: die Reibe war abgenutzt. Und so konnte ich die Kerze nicht anzünden, obwohl sie den Raum mit ihrem Licht und ihrer Wärme viel gemütlicher gemacht hätte.

Leider hatte ich auch vergessen, neue Streichhölzer zu kaufen, und es war nun einfacher, auf den warmen gemütlichen Schein der Kerze zu verzichten und das elektrische Licht einzuschalten.

Der ganze Vorgang hat mich ins Nachdenken gebracht:

Gibt es da nicht Parallelen? Obwohl ich weiß, dass Gottes Liebe für mich da ist und wie gut das tut, gebe ich ihr im Alltag oft zu wenig Raum in meinem Herzen und in meinem Zeitplan. Es scheint, im Bild gesprochen, irgendwie einfacher und bequemer, das elektrische Licht einzuschalten als die echte Kerze anzuzünden.

Das kann sich darin zeigen, dass ich versuche, meinen Schmerz über Negatives zu betäuben oder ihm zu entfliehen, meinem Schmerz über den Zustand dieser Welt, über Dinge, die nicht so laufen, wie ich es gerne hätte, über Menschen, denen es in meinem Umfeld schlecht geht… Warum fällt es oft leichter, bei einem Film oder einem spannenden Buch zu entspannen und all das zu vergessen, als bei Gott Trost und Zuflucht zu suchen und mir von ihm neue Hoffnung schenken zu lassen? Warum nehme ich, bevor ich mich auf den manchmal anstrengenden Weg mache, neue Streichhölzer zu kaufen, lieber mit dem (elektrischen) Licht vorlieb, das mir gerade leicht zur Verfügung steht, obwohl mir die Kerze jetzt besser täte und mir mehr Hoffnung und Freude und Leben geben würde?

Kennen Sie das auch?

Ich finde die Adventszeit, die jetzt beginnt, ist ein schöner Rahmen, in dieser Hinsicht Neues auszuprobieren, damit Gottes Liebe und das Vertrauen zu ihm in meinem Herzen Raum gewinnt und in den Herzen der Menschen um mich herum.

Da kommen mir einige Ideen. Haben Sie auch welche?

Meine sind gar nichts ganz Neues, aber doch Dinge, die mir helfen, dass ich gute Streichhölzer habe, wenn ich sie brauche. Dinge, die mir helfen, dass meine Streichhölzer nicht nass werden, weil ich nicht gut auf sie achtgegeben habe. Dinge, die verhindern, dass sie mir abbrechen, weil ich beim Anzünden zu angestrengt oder ungeduldig bin.

Abhängzeiten bei Gott einrichten

Ich möchte die Herausforderung annehmen, Gott meine Zeit zu verschenken und bei ihm zu sein und zwar regelmäßig und ohne frommen Druck. Einfach vor ihm Da Sein, abladen und schauen, wie ER ist. Gar nicht so einfach. Aber der Raum, der meine Streichhölzer trocken und meine Reibe zündungsfähig erhält.

Geduldig sein

Ich möchte lernen, mit mir selbst und meinem Leben geduldig zu sein. Vieles gelingt nicht so perfekt, wie ich es gerne hätte. Aber deshalb ist es trotzdem nicht wertlos. Schließlich sehe ich ja nur einen Ausschnitt des Bildes oder auch nur die Rückseite der Stickerei, wo alles leicht verworren erscheint.

Wertschätzung

Das, wie ich bin, wie ich lebe und was ich für richtig halte, möchte ich nicht anderen überstülpen. Sondern ich möchte sie wertschätzen, wie sie sind, und sie besser sehen und verstehen lernen.

Das Leben anderer zu beurteilen oder ihre Beziehung zu Gott, davor möchte ich mich hüten.
Manches muss wachsen und reifen, bevor es sichtbar wird. Welche Schaufel gute Erde oder welchen Becher Wasser kann ich für gutes Wachstum bei wem beitragen?

Gott sieht mich und spricht zu mir

Wie gut. Er ist immer da. Ich möchte Gottes leise Stimme zu mir im Alltag gerne hören und umsetzen, ohne Krampf und mit dem Vertrauen, dass er zu mir schon durchdringen wird. Kleinigkeiten sind auch wichtig und ich freue mich, wenn ich merke, dass sie passen.

Gerade in der kommenden Advents- und Weihnachtszeit werden wir alle wohl häufiger Kerzen anzünden. Ich nehme mir vor, bei jedem Streichholz auch an meinen Streichholzvorrat bei Gott zu denken: Danke Herr, dass Du ihn mir schenkst und mir hilfst, dass er einsatzbereit ist, wo Licht gebraucht wird!

Auch hier bei IGNIS haben wir dieses Jahr Adventsandachten für die Mitarbeiter geplant.
Adventszeit ist Vorbereitungszeit auf die Ankunft von Jesus. So wie es der Prophet Jesaja (Jes 40,3) für Johannes den Täufer vorhergesagt hat: „Eine Stimme ruft. In der Wüste bahnt den Weg des Herrn. Ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott.“

Wir wollen uns Zeit nehmen, dass dieser Weg in unseren Herzen gebahnt wird. Um so in Seinem Sinne unsere Aufgaben angehen zu können und in Kursen und Beratungen „Anzünde-Hilfe“ zu leisten, damit z.B. Lebenserfahrungen den Weg nicht versperren, mit Jesus in Gemeinschaft zu kommen und seine Gnade anzunehmen, damit Seine Liebe, Wahrhaftigkeit, Treue, Gerechtigkeit und Zugewandtheit im Leben Raum gewinnen.

Nutzen Sie doch auch Ihre Streichhölzer als Erinnerung, dass Jesus, das wahre Licht, immer wieder neu in Ihnen und um Sie herum zum Leuchten kommen will.

Annette Soldan