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Kann ich das? Schaffe ich das?

In unserer Gesellschaft hat Leistung einen hohen Stellenwert. Eine gute Karriere, gute Schulnoten, Erfolge und vorzeigbare Entwicklungen, das möchten die meisten gerne in ihrem Leben sehen.

Wenn ich als Christ auf dieses Thema schaue, fallen mir verschiedene Dinge ein –  zunächst wohl als wichtigstes:

Gottes Liebe ist unabhängig von meiner Leistung.

Er entscheidet sich für Gemeinschaft mit mir ohne die Voraussetzung, dass ich etwas dafür tun müsste. Das ist für mein Leben zentral entscheidend.

Aber wenn man genau hinschaut, dann ist diese Grundlage auch in einer gesunden Leistungsfähigkeit versteckt.

Sinnvolle Leistungsfähigkeit entwickelt sich.

Wenn wir uns überlegen, wie sich die Fähigkeiten zu sinnvoller Leistung bei den Kindern entwickeln, bemerken wir, dass am Anfang das Kind gar nichts selbst leisten kann, sondern sehr darauf angewiesen ist, versorgt zu werden. Je besser ein Baby erlebt, dass da jemand ist, der eine gute Versorgung gewährleistet, desto besser bindet es sich an die versorgende Person.

Es lernt, sich zu beruhigen, wenn die Gefühle oder Körperwahrnehmungen es überwältigen. Es lernt Personen und Gegenstände kennen und zu ihnen in Beziehung zu treten. Es lernt grundlegende Aufgaben einfach im Spiel mit Mama und Papa – das Spielzeug halten, eine Kugel durch ein Loch stecken, die Jacke aufhängen, mit dem Würfel würfeln und so weiter.

Der große Wert von Liebe ohne Leistungsdruck

Alles das ist für das kleine Kind (im besten Fall) eingebunden in das Gefühl, dass es nichts leisten muss, um geliebt zu werden. Je besser das Kind das versteht und erlebt, desto mehr Kraft hat es übrig, Abläufe zu erlernen und den Leistungsbogen einer Aufgabe vom Anfang bis zum Schluss „durchzustehen“.

In der Graphik sieht man die verschiedenen Phasen einer Aufgabe. Egal, ob es sich dabei um das Erlernen des Zähneputzens oder um die komplexe Arbeit eines Ingenieurs handelt: bei jeder Tätigkeit gilt es, in den verschiedenen Bereichen des Leistungsbogens immer wieder neu mit der Anstrengung und den auftauchenden Gefühlen umzugehen.

Unterstützung beim Bewältigen des Leistungsbogens

Am besten lernen das Kinder, wenn sie am Anfang unterstützende Erwachsene um sich haben, die ihnen beibringen, was man macht, wenn es Frust gibt, und die konkrete Ideen liefern und gemeinsam einüben, wie man sich wieder beruhigt, wenn es schwierig wird (tief durchatmen, Pause machen, freundlich mit eigenen Fehlern sein, etwas trinken, mal aufstehen, mal lachen usw.)

Was sind die Konsequenzen aus diesen Betrachtungen?

Zum einen möchte ich gerne junge Eltern unterstützen, ihre Kinder bedingungslos zu lieben und zu unterstützen. Nicht nur, aber doch auch, damit diese leistungsfähig werden, damit sie Fähigkeiten entwickeln, um sich in dieser Welt gut zurecht zu finden und gelingende Beziehungen einzugehen.

Zum anderen ist es nie zu spät, zu lernen. Ich denke, dass Menschen, die in ihrer Entwicklung nicht erlebt haben, dass sie geliebt und anerkannt sind, und denen niemand beigebracht hat, wie man mit Frust und Gefühlsüberflutung umgeht, liebevolle Unterstützer brauchen.

Vielleicht können wir zu solchen Unterstützern werden, die anderen Tipps und Tricks verraten, wie man Luft holen und Lichtblicke finden kann. Und vielleicht können wir auch zu Botschaftern werden, die von Gottes bedingungsloser Liebe erzählen und dadurch einen Raum schaffen, wo Nachlernen möglich wird.

Katrin Kroll

(Foto: -®Warren_Goldswain-Fotolia_60047559_XL)